Zu Protokoll: wenn die feinen Herren Trittin, Müntefering, Umweltminister Rühe und wie sie alle heißen, tatsächlich alle Atomkraftwerke sprengen lassen wollen, damit die "tödliche Gefahr" eine Ende hat, dann frage ich mich, wer denn dann an der Akkumulatorkurbel stehen soll, damit die großen Dienstautos der Herrscher des Landes auch weiterhin problemlos von Amtsvilla zu Amtsvilla schnurren können - etwa die Heerscharen von Arbeitslosen, die der Populist Schröder auf dem Gewissen hat?
(Quelle: Sendung "Sabine Christiansen" vom 15.Januar 2006)
Hartwig Wennefelder - 16. Jan, 13:14
Leider befinde ich mich ein wenig unter Zeitdruck, weswegen die Verbreitung existenzieller Wahrheiten heut ein wenig zurückstehen muß. Nur den Namen des Tages möcht ich verkünden: es handelt sich um Hanskarl.
Hartwig Wennefelder - 11. Jan, 13:26
Willkommen zum zweiten Gewürzgedicht dieses noch so jungen Jahres! Ich will nicht lange um den faden Brei herumreden, sondern gleich zur Sache kommen. Beim heutigen Poem werde ich mich der unter Kennern sehr beliebten Form des völlig verhunzten Gedichtes bedienen. Das zu behandelnde Gewürz: wichtig allüberall - seien Sie gespannt!
die großmutter kochts mit liebe
die enkel verachten sie
sie können den fraß nicht schlingen
denn's gebricht der komposition an oreganum
Furchtbar, nicht? Doch es geht noch schlimmer:
der moses bäckt sein brot
zu helfen dem volke israel in höchster not
die hungern sehr
so teilt er das meer
und sie gehen zu clemens von brentano
und fragen nach oregano
Himmelschreiend!
Hartwig Wennefelder - 10. Jan, 18:19
Schon um um acht Uhr morgens rollt die schwere Limousine am Wachtposten des ehrwürdigen klassizistischen Baus vorbei. Müde grüßt Bundespräsident Horst Köhler die beiden jungen Soldaten. Sie können ihn wegen der verspiegelten Scheiben nicht sehen, dennoch nicken sie freundlich über die vergoldeten Ränder ihrer Kaffeebecher zurück. Wenige Minuten später sitzt Köhler selbst vor einer dampfenden Tasse frischen kolumbianischen Kaffees. Der Butler hat die aktuelle Ausgabe der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits auf dem Arbeitstisch ausgebreitet. Köhler ist nun schon seit Jahrzehnten ununterbochen Abonnent des Blattes, vergangenes Jahr hat man ihm als Prämie für seine Treue die Uwe-Johnson-Werksausgabe zukommen lassen, die sich nun an der äußersten Ecke des klobigen Marmortisches an das Gesamtwerks Strindbergs schmiegt. Beide Schuber sind noch unangetastet: "Die Jungs sind mir einfach zu heftig!" gibt Köhler schmunzelnd zu.
Kaum ist die Lektüre der "FAZ" beendet, wirft er einen Blick in den Terminkalender. Wird heute ein Staatsgast, zum Beispiel der Präsident von Amerika, erwartet? Muß der Repräsentant des Volkes eine Lukas-Cranach-Ausstellung eröffnen? Meist sind keine Einträge vorhanden. Dann erhebt Köhler sich und streift durchs Schloß. Hie und da fährt er mit dem Finger über Kanten, um zu prüfen, ober der Putzdienst gute Arbeit geleistet hat. Hungrig kehrt der Regent in das Arbeitszimmer zurück. Die schwere Standuhr zeigt, daß es Zeit wird für einen kleinen Imbiß. Köhler klappt die mobile Herdplatte aus, die auf dem Beistelltischchen steht. Meist gibt es Rührei mit Dill, dazu gebutterten Toast mit Räucherlachs - Köhler ist eben ein Genießer. Frisch gestärkt setzt er sich an den Computer und schaut, ob Emails eingegangen sind, doch außer den üblichen Einladungen zu Klassentreffen und den Newslettern diverser Klassik-Plattenfirmen kommen selten wichtige Nachrichten. Köhler jedoch bleibt online, er sucht auf diversen Seiten nach dem Witz des Tages, um ihn an seine Amtsvorgänger und Kollegen in aller Welt weiterzuleiten. Sein liebster Scherz ist dieser: Was ist der Unterschied zwischen einem Hustensaft und einem Mönch? Antwort: Der Hustensaft ist ein Heilserum, der Mönch hat ein Seil herum! Köhler freut sich wie ein kleines Kind, das einen Luftballon geschenkt bekommen hat. Humor geht ihm über alles, für einen guten Witz würde er seine Familie ans Messer liefern.
Schnell bestellt er bei einem Online-Blumenhaus einen Blumenstrauß für seine Frau, dann begibt er sich in den Festsaal. Hier serviert ihm der Butler einige Kännchen schwarzen türkischen Moccas, das lange Sitzen vor dem Bildschirm hat den höchsten Mann im Staat müde gemacht. Dazu verzehrt er ein Päckchen Weinbrandbohnen. Nun ist es Zeit für einen Spaziergang! Aufgewühlt und angeduselt begibt sich Köhler in den Park, wo er ein wenig Unkraut zupft, das unterm Ficus wächst und den jungen Dingern nachstellt, die dem Palastgärtner als Gehilfinnen dienen. Wenige Stunden später steht Köhler wieder im Arbeitszimmer, lugt mißmutig und sehnsüchtig durch die schweren Brokatvorhänge und hofft, daß der Chauffeur bald von seinem täglichen Einkaufsbummel zurückkehrt.
Siebzehn Uhr dreißig: es geht nach Hause! Der Feierabendverkehr ist enorm, erst eine Stunde nach Dienstschluß ist Köhler in seiner Villa in Dahlem angekommen. Seine Frau begrüßt ihn überschwenglich: "Horst! Wie war Dein Tag?" - "Ach Schatz, all' die Verantwortung! Auf meinen Schultern!"
Und so geht ein weiterer Arbeitstag im Leben des Horsts Köhler unbeschadet zu Ende.
Hartwig Wennefelder - 9. Jan, 13:41
Die Hühnergrippe im Übrigen ist dergestalt: Staupenmilben sind's, die den in Zeiten der Metropolisierung zusehends verlotternden Hundekörper angewidert verlassen und sich ein anderes Wirtstier suchen. Das Huhn nämlich, welches ja schlicht und ergreifend auch bessere Manieren hat als so ein hirn- und herzkotiger Köter. Daß dies keiner begreift!
Hartwig Wennefelder - 8. Jan, 16:00
Ich habe mich entschlossen, für die heutige Folge der exorbitant wagemutigen Gedichtreihe die Form des haiku zu nutzen. Zwar ist das Bohnenkraut, auf das ich eine Eloge verfassen möchte, beim beknacktesten Volk der Welt (Japaner) wahrscheinlich nicht sonderlich verbreitet, dennoch bediene ich mich ihrer Dichttradition!
oh bohnenkraut du
verflochten mit dem eintopf
gezänk wird nicht sein
Oder:
oh ihr glücklichen
bulgaren. eure ahnen
liebten bohnenkraut
Wie wird es weitergehen? Welches Gewürz soll nächste Woche folgen? Sternanis? Koriander? Pimpinelle, Salz, Cayenne-Pfeffer, Tabore, Akelei, Zolöne, hungarischer Husarenkohl?
Vorschläge nimmt gern entgegen:
Der Hartwig.
Hartwig Wennefelder - 3. Jan, 14:32
Ich saß also so mit meinem guten Kumpanen Petr Lamin (Name vom Netzwerkadminstrationsbureau geändert) in der Fettschmiede "Kleine Pause" und betrachtete mit ihm den verlebten Spielsüchtling, der sich ungeschlacht und zerzecht am Automaten zu schaffen machte. "Sollen wir nicht auch spielsüchtig werden?" fragte ich meinen Schlemmerkameraden. Woraufhin dieser sprach: "Ja! Mein Leben weist noch nicht genügend Probleme auf." - (kurze Pause) - "Das Leben ist eben kein Fotzenschlecken."
Da konnte ich ihm wohl nur zustimmen.
Hartwig Wennefelder - 2. Jan, 14:58
Liebe Freunde,
mit eintägiger, alkoholexzeßbedingter Verspätung hier nun die versprochene Ode an den Liebstöckl.
Nicht Lieb' - nicht Stock.
Kein wenig hurisch.
Du bist, Kraut
Schlicht: ligurisch!
Oh, welch Aroma,
welch Gabe zum Hammel.
Verfeinerst Rouladen!
Ich schreite und sammel'.
Ich gedenke der Mädchen
und ihrer Glöckel-
ich möcht sie becircen.
Hilf mit, Liebstöckl!
Am kommenden Dienstag wird hier eine Eloge auf das Bohnenkraut zu finden sein.
Hartwig Wennefelder - 28. Dez, 14:28