Freitag, 30. Juni 2006

Von Bugenhagen und die Kleinlichkeit der Angefressenen (mißglücktes erstes Kapitel eines niemals fertiggestellten Romans)

Ich stand an der Kampmannsbrücke und gedachte der Toten, der Herabgestürzten, deren Leichname am Grund des Flusses in den Algen ruhten, von Nematoden zernagt und von den Lebenden vergessen. Sogleich kamen mir die Gerippe in den Katakomben Roms in den Sinn, und nichts blieb mir, als den Kopf zu schütteln vor lauter Rat- und Rastlosigkeit.
Wohl zwei bis drei Tage hatte ich so auf der aufgeständerten Eisenbahnbrücke verbracht, nachgesonnen und mir das wirre Haar von den Strahlen einer graugesichtig gewordenen Sonne bleichen lassen, bis ich eines Abends eine Hand verspürte, die sich mit spinnenbeiniger Nervosität auf meine rechte Schulter legte.
Es war, wie könnte es anders sein, mein alter Bekannter von Bugenhagen, der im schwarzen Frack samt strahlend weißer Hemdbrust aussah wie ein recht ambitionierter Leichenwäscher aus dem viktorianischen England.
"Mein Lieber", sprach er, "dies ist kein guter Zeitpunkt, und dies ist kein guter Ort. Begleiten Sie mich bitte ins nächstgelegene Gasthaus. Ich werde den Schankwart anweisen, uns nach allen Regeln der Kunst abzufüllen."
Dankend nahm ich den ausgezeichneten Vorschlag an.
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