Vom Verschwinden des Sperlings
Nun wies mich Kamerad Müller auf die Tatsache hin, daß die Spatzenpopulationen in den Metropolen in den letzten Jahren merklich in sich zusammengeschrumpft sind. Ich konnte dem nur zustimmen.
Woran mag es liegen? Es scheint, der Sperling, der ja bekanntlich der Bohemien und Träumer unter den geflügelten Gesellen ist, ein regelrechter Lebevogel also, ist sich der Gefahr, die für ihn an Leib und Leben besteht, noch immer nicht bewußt: Elstern und Raben, Dohlen und Möwen bestimmen das Stadtbild. Vögel also, die in Sachen Umfang, Höhe, Aggressionspotential, Skrupellosigkeit und Verschlagen- sowie Verfressenheit ihren friedlichen Artgenossen erheblich, nunja, überflügeln.
Allüberall machen sie sich breit, verzehren vor den Äuglein der Piepmätze deren Abendmahl, Nest und Brut nehmen sie zum Dessert, der Sperling denkt nur: "Naja, laß ich ihn mal machen, der wird sich schon beruhigen."
Nur wenige Tage später dann soll Vogelhochzeit bei Sperlings gefeiert werden, doch wo ist der Ring? "Piep, piep, wo ist der Ring?" ruft der Spatzenmann aufgeregt, der Dompfaff stimmt ein in den Klagegesang, und die Elster war schon längst beim Juwelier! Hat den Ehering verpfändet! Die Spatzenfrau macht sich von dannen, mit dem Weichling ist ja kein Blumentopf zu gewinnen.
Der Spatzenmann geht auch weg, diese Stadt ist nichts für ihn. Er läßt sich nieder am Belt, oder er baut ein Einvogelnest am Kattegatt, endlich Ruhe. Auch der Zugvogelquatsch jedes Jahr interessiert ihn nicht mehr, er bleibt eben vor Ort, winters kann er ja noch in einer Bauernkate hinterm Ofen wohnen, er ist klein und unauffällig, nur der Hofhund wittert ihn an manchen Abenden, doch hat auch er sich längst vom Jagdinstinkt verabschiedet. "Regressiver Quatsch!" sprach er unlängst zur Hofgans, die ihm erfreut zustimmte.
Im Frühjahr bleibt der Spatzenmann dann auch gleich in der besagten Kate, tagsüber fliegt er ein wenig umher und macht sich so seine Gedanken oder auch mal einen Ausflug ins nahegelegene Kopenhagen, ach, Raben, Dohlen, Elstern, na, das ist nichts für mich, ich flieg wieder zurück, der Hofkater hat doch noch diese neue Briefmarkenserie mit Kräutermotiven, wars jetzt Ghana oder Trinidad und Tobago? Komische Welt, in der manche Länder ihr Bruttosozialprodukt hauptsächlich mit Briefmarken erwirtschaften, obwohl die dann keiner auf Briefe klebt! Das hat doch der Wiedehopf letztens auch schon gesagt, oder wars der Zilpzalp?
So flattert der kleine Vogelmann heim und hängt seinen Gedanken nach. Nur an die Familienplanung wird er keinen einzigen mehr verschwenden. Und somit alsbald verschwinden.
Woran mag es liegen? Es scheint, der Sperling, der ja bekanntlich der Bohemien und Träumer unter den geflügelten Gesellen ist, ein regelrechter Lebevogel also, ist sich der Gefahr, die für ihn an Leib und Leben besteht, noch immer nicht bewußt: Elstern und Raben, Dohlen und Möwen bestimmen das Stadtbild. Vögel also, die in Sachen Umfang, Höhe, Aggressionspotential, Skrupellosigkeit und Verschlagen- sowie Verfressenheit ihren friedlichen Artgenossen erheblich, nunja, überflügeln.
Allüberall machen sie sich breit, verzehren vor den Äuglein der Piepmätze deren Abendmahl, Nest und Brut nehmen sie zum Dessert, der Sperling denkt nur: "Naja, laß ich ihn mal machen, der wird sich schon beruhigen."
Nur wenige Tage später dann soll Vogelhochzeit bei Sperlings gefeiert werden, doch wo ist der Ring? "Piep, piep, wo ist der Ring?" ruft der Spatzenmann aufgeregt, der Dompfaff stimmt ein in den Klagegesang, und die Elster war schon längst beim Juwelier! Hat den Ehering verpfändet! Die Spatzenfrau macht sich von dannen, mit dem Weichling ist ja kein Blumentopf zu gewinnen.
Der Spatzenmann geht auch weg, diese Stadt ist nichts für ihn. Er läßt sich nieder am Belt, oder er baut ein Einvogelnest am Kattegatt, endlich Ruhe. Auch der Zugvogelquatsch jedes Jahr interessiert ihn nicht mehr, er bleibt eben vor Ort, winters kann er ja noch in einer Bauernkate hinterm Ofen wohnen, er ist klein und unauffällig, nur der Hofhund wittert ihn an manchen Abenden, doch hat auch er sich längst vom Jagdinstinkt verabschiedet. "Regressiver Quatsch!" sprach er unlängst zur Hofgans, die ihm erfreut zustimmte.
Im Frühjahr bleibt der Spatzenmann dann auch gleich in der besagten Kate, tagsüber fliegt er ein wenig umher und macht sich so seine Gedanken oder auch mal einen Ausflug ins nahegelegene Kopenhagen, ach, Raben, Dohlen, Elstern, na, das ist nichts für mich, ich flieg wieder zurück, der Hofkater hat doch noch diese neue Briefmarkenserie mit Kräutermotiven, wars jetzt Ghana oder Trinidad und Tobago? Komische Welt, in der manche Länder ihr Bruttosozialprodukt hauptsächlich mit Briefmarken erwirtschaften, obwohl die dann keiner auf Briefe klebt! Das hat doch der Wiedehopf letztens auch schon gesagt, oder wars der Zilpzalp?
So flattert der kleine Vogelmann heim und hängt seinen Gedanken nach. Nur an die Familienplanung wird er keinen einzigen mehr verschwenden. Und somit alsbald verschwinden.
Hartwig Wennefelder - 30. Mai, 16:11