Zu Besuch beim Altbundeskanzler
Neulich, es mag wohl drei Wochen her sein, sattelte ich mein Streitroß Werner von Emmontspohl und ritt aus gen Rhöndorf, um dort meinen alten Freund Konrad Adenauer zu besuchen. Ich wollte ihm nachträglich zum hundertdreißigsten Geburtstag gratulieren, den er Anfang Januar im tiefverschneiten Elternhaus begangen hatte, es soll, wie ich vernommen habe, ein rauschendes Fest gewesen sein, mit Spanferkel, Krautsalat und einigen Fäßchen Wein vom Privatweingut der grauen Eminenz. Leider hatte mich just an jenem Tage meine Heroinsucht ans Bett gefesselt, sodaß ich der Feier fernzubleiben hatte.
Als ich mich dem ehrwürdigen Backsteinbau näherte, vernahm ich bereits das vertraute Quieken und Gackern, und nur wenig später, ich spazierte soeben mit Werner durchs Gartentor, hörte ich die Schlachtaxt auf den schweren Klotz niedersausen. Hernach war Ruhe. Konrad stand, oliv geschürzt, am Schuppen und ließ das soeben geschlachtete Huhn ausbluten. Freudestrahlend hob er die Hand zum Gruße: "Hartwig! Wat en Freud, nä! Kummes hä, isch han noch ne Stonsdorfer opjemaat!"
Wenig später saßen wir beim Schnaps in der urigen Küche, Konrad rupfte das Huhn und wir hatten uns viel zu berichten. So hatte ich vor kurzem den Verlust zweier Kakteen zu beklagen, die Adenauer mir bei einer Kegelfeier zu Ehren des Nato-Doppel-Beschlusses überreicht hatte. Wir hatten sie damals Salt I und Salt II geheißen, aus reiner Sentimentalität. Konrad hingegen ereiferte sich lauthals über seinen neuen Nachbarn, "ne unerträglisch fiese Möp", wie er sagte. Stets klagte "dä Kappeskopp" über die laute Musik, die er, Konrad, mit seiner Psychobilly-Combo De appen Beine fabrizierte.
Es war ein schöner Tag, es gab vieles zu erzählen, und als die Nacht ihre Fühler nach uns ausstreckte, war der Stonsdorfer geleert, das Hühnchen gebraten und verzehrt, und auch Konrads famoses Erdbeersoufflé hatte seine Schuldigkeit getan.
Wir umarmten uns nach der Art, wie es nur zwei ritterliche Dahergelaufene tun, ich stieg auf mein Roß und stob von dannen. Beim nächsten Geburtstag, so hatte ich es mir und meinem Schicksalsverächter geschworen, würde auch ich wieder mitsingen und zechen bis in den Morgen hinein. Und so wird es kommen.
Als ich mich dem ehrwürdigen Backsteinbau näherte, vernahm ich bereits das vertraute Quieken und Gackern, und nur wenig später, ich spazierte soeben mit Werner durchs Gartentor, hörte ich die Schlachtaxt auf den schweren Klotz niedersausen. Hernach war Ruhe. Konrad stand, oliv geschürzt, am Schuppen und ließ das soeben geschlachtete Huhn ausbluten. Freudestrahlend hob er die Hand zum Gruße: "Hartwig! Wat en Freud, nä! Kummes hä, isch han noch ne Stonsdorfer opjemaat!"
Wenig später saßen wir beim Schnaps in der urigen Küche, Konrad rupfte das Huhn und wir hatten uns viel zu berichten. So hatte ich vor kurzem den Verlust zweier Kakteen zu beklagen, die Adenauer mir bei einer Kegelfeier zu Ehren des Nato-Doppel-Beschlusses überreicht hatte. Wir hatten sie damals Salt I und Salt II geheißen, aus reiner Sentimentalität. Konrad hingegen ereiferte sich lauthals über seinen neuen Nachbarn, "ne unerträglisch fiese Möp", wie er sagte. Stets klagte "dä Kappeskopp" über die laute Musik, die er, Konrad, mit seiner Psychobilly-Combo De appen Beine fabrizierte.
Es war ein schöner Tag, es gab vieles zu erzählen, und als die Nacht ihre Fühler nach uns ausstreckte, war der Stonsdorfer geleert, das Hühnchen gebraten und verzehrt, und auch Konrads famoses Erdbeersoufflé hatte seine Schuldigkeit getan.
Wir umarmten uns nach der Art, wie es nur zwei ritterliche Dahergelaufene tun, ich stieg auf mein Roß und stob von dannen. Beim nächsten Geburtstag, so hatte ich es mir und meinem Schicksalsverächter geschworen, würde auch ich wieder mitsingen und zechen bis in den Morgen hinein. Und so wird es kommen.
Hartwig Wennefelder - 22. Mär, 17:03