Sonntag, 5. November 2006

Wat ham wir jelacht

Neulich war wohl eine Gastspielreise meiner kleinen Popgruppe. Im Automobil hatten Philip K. und meine Wenigkeit die hinteren Plätze eingenommen, ich blätterte in einem vergilbten Magazin aus den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts herum. Auf einem Bild war der Rumpler und Ramenteur Wolf Biermann abgebildet.
Ich: "Guck mal,der doofe Biermann."
Philip: "Pah!"
Ich: "Der is' ja mit 16 in die DDR ausgewandert…"
Fahrer (von vorne): "Wer? Hohlmann?!"

Nun, da ich es niederschrieb, finde ich es höchstselbst eher unwitzig. Obschon: eigentlich doch sehr lustig!

Montag, 23. Oktober 2006

calendarium, realistisch betrachtet

Montag
Panik.

Dienstag
Herzattacke.

Mittwoch
Depression.

Donnerstag
Angst vor der Einsamkeit.

Freitag, Samstag
Erbarmungswürdige Volltrunkenheit.

Sonntag
Finanzielle Konsequenzen werden sichtbar. Durst.

Mittwoch, 18. Oktober 2006

Von den Freuden der Ordnung (II)

Ich versuche ja noch immer, ein wenig mehr Struktur in mein verwehendes Dasein zu bringen, allzuvörderst bemühe ich mich um die Bewohnbarkeit meines Wohnraumes, und also muß Materielles entsorgt werden, hinab damit in den Orkus der Altpapierindustrie, dort soll Rohmaterial geschaffen werden, daß andere, möglicherweis ungleich erhelltere Denker ihre Griffel spitzen und auf den Kilometern frischer Papierbahnen ihre Gedanken niederkratzen, die, wer kann's erahnen!, der Welt und dem darauf krabbelnden Gekreuch gar eine Latüchte sein können in dieser verfluchten Dunkelheit! Auf daß wir nicht mehr allüberall gegen Ecken und Kanten stoßen und die Wunden des Alltags verheilen, bis nichtmals mehr Narben sichtbar sind.
Kurz: Ich werde Dinge wegwerfen. Zum Beispiel einen orangen Zettel im Postkartenformat, auf dessen einer Seite eine nicht mehr zuzuordnende Tabelle mit Zahlen und Namen niedergeschmiert ist, wohlauf der Umseite hingegen folgender Text unter dem Titel

Eine Bleistiftzeichnung:

Ich erinnere mich an Einfamilienhäuser mit grauenhaften Möbeln und endlosen Fluren, an deren Ende das Kind sein Zimmer hat, und der große Bruder wohnt unterm Dach. Oder im Keller. Und wenn es regnet, setzt sich die Familie in den Wintergarten und schaut den Tropfen zu, sie fallen stetig und zielstrebig nach unten, der Kaffee in den Tassen wird langsam kalt

Sic! Ohne den nötigen Punkt am Satzende und auch sonst bar jedweder Erklärung. Seltsam, nicht?

Sonntag, 8. Oktober 2006

Dit wäret doch ma

Gerne säße ich im Rahmen einer Drogendepression, die sich gewaschen hätte, mit meinem lieben Freund Jhorny Leske in einem Imbiß, zwar wäre der Kartoffelsalat von mediokrer Qualität und das Huhn bereits tot, doch da käme sie des Weges: ihre freundlichen Augen lachten mich an, ein Lächeln, das noch jeden Planeten zum Stillstand bringen würde, umspielte ihre Lippen. Wortlos wiese sie mich an, mich zu erheben und ihr zu folgen.
Schnurstracks ginge es in ihr Heim! Nicht zu aufgeräumt, doch auch keine siffige Bumsbude. Da legte sie mich auf ihr Sofa, ginge in die Küche und bereitete einen heißen Kakao mit Whisky oder Rum oder beidem zu. Dies brächte sie nun zu mir, der ich bereits in einem Dämmerzustand mich befände. Erneut verließe sie den Raum, um jedoch alsbald mit einer Kuscheldecke wiederzukehren, sich auf mich und sich selbst unter die Decke zu legen.
So beschützt und von den bereits erwähnten Lippen am Ohr umkost würde ich nun einnicken.
Am nächten Morgen dann wachte ich mit Druckstellen am ganzen Körper auf, ein Dekubitus deutete sich an, doch es wäre nur Liebe.

Verflucht sei der Konjunktiv!

Samstag, 7. Oktober 2006

20 Gründe warum es sich am Leben lohnt

Es ist noch nicht allzu lange her, daß ein Süddeutsches Käsblatt eine farbig Beilage sich zu leisten leistete, in welcher Nachwuchspoeten allerley Kohl verzapfen durften. Zu den fürchterlichsten Auswüchsen des juvenilen Spießerjournalismus zählte die Rubrik "20 Gründe, warum es sich zu leben lohnt" (oder so ähnlich). Selten kamen die Einsender über Weisheiten wie "Mit Nora spazieren gehen" oder "Einen parfümierten Brief von Noah bekommen" hinaus.
Schlimmer geht es noch immer, bspw. hier:

20 Gründe, warum sich das Leben lohnt

1. Einem völlig zugekoksten Kurden in den Döner aschen

2. Mit Neonazis auf eine "sehr männliche Art" befreundet sein

3. Sich im eigenen Erbrochenen auf einem Bein 165 Mal um die eigene Achse drehen

4. Auf Mettwurst ausrutschen

5. Mit Antisemiten Minigolf spielen

6. Entfernten Bekannten gegenüber lauthals und unangenehm aufdringlich verkünden, daß man Doro, Andrea, Kristin, Ulrike, Laura und "der einen Schwarzhaarigen" gerne mal lecker unten bei käme, von Freunden direkt darauf angesprochen jedoch alles empört abstreiten

7. Jeden Tag sturzbetrunken sein

8. Auf einen Zwerg treten

9. Ein Kohlmobil bauen und den Ex-Kanzler zu einem Geschwindigkeitsrekord überreden

...ach, macht den Mist doch selbst.

Donnerstag, 21. September 2006

Wahrhaftige Zustandsbeschreibung der vorvergangenen Nacht

Ich hatte die pechschwarzen Vorhänge nachlässig zugezogen. Zwischen Fensterrahmen und Vorhang blieb ein Spalt, und die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Automobile tasteten die Wände meines Zimmers ab, gleich der Bildsprache älterer amerikanischer Filme, in denen der durch den Raum schweifende Lichtkegel Metapher sein soll für Rastlosigkeit oder Ähnliches.
Hier allerdings gab es nichts zu entdecken oder zu beleuchten, nur ein heilloses Durcheinander und eine Person, die vergessen hat, wer der Feind ist und der das Warten zusehends widerwärtig geworden ist und die in letzter Konsequenz nichts weiter benötigt als ein wenig Trost.

Freitag, 1. September 2006

Gewürzpoesie auf hoechstem Niveau!

Liebe Freunde, sehr verehrte Damenwelt!
In unserer langlebigen und äußerst beliebten Reihe der Gewürzgedichte kommt es erneut zu einem Höhepunkt: der Berliner Kraut-und-Rüben-Dichter Durs Grünbein konnte zu einer fatalen Auftragsarbeit bewogen werden. Da will ich nicht viele Worte und Getue machen, das erledigt schon Herr Grünbein, der seinem Namen alle Ehre macht und den Sauerampfer wählte.

Kräutergarten am Ufer des Styx

O Penthesilea-
O Troja-
O Bedrängnis. Hector!
Im Tode noch
Des Hungers ärgster Kamerad!
Frankfurter Grie Soß'!
Antibrote, Thermodosa! Deine
Gefährtinnen, doch
Im Helme der Schutz
Zunichte ohne Gesichte und Geschichte.
Dein bedauernswerter Lover...
So pflanzet er auf Deinem Grabe,
Am Wegesrand,
Das Wildgemüs.
Du, oh Penthesilea:
Nimmst mit hin den Samen.
Den Du schmuggelst an Charon. Vorbei, vorbei!
Nach der Runden neune
Pflanzest Du am Ufer:
Jenen Ampfer, gießest mit dem Wasser der Unverwundbarkeit:
Achilles
Gleich.
Zunichte ohne Gesichte und Geschichte.


Nunja, Durs! Das ist ja großartig. Nein, das ist ja fürchterlich! Ich möchte mich in aller Form bedanken und versichere zugleich, daß Entgleisungen derart minderbemittelter Angebernatur nicht wieder vorkommen.

Dienstag, 29. August 2006

Nach der Flugangst

Angst. Täglicher Begleiter, schützender Freund, Beherrscher aller Gedanken? Wie auch immer: manch

(noch mal von vorne!)

Wenn man nun also die Flugangst in vielen Stunden erbärmlich anstrengener Therapie bei einem nur aus Haut und Knochen bestehenden, niemals mit dem Sonnenlicht in Berührung gekommenen Psychologen endlich von sich abgestreift hat, da geschieht plötzlich folgendes. Nach jeder Landung, kaum, daß man festen Boden unter sich spürt, wallen

(so auch nicht!)

Die Frage war schlicht folgende: wenn man also von der Flugangst befreit ist und aber nun plötzlich Todesängste erleiden muß, sobald man das Flugzeug verläßt und somit gezwungen ist, den Rest seiner ohnehin schon nur von Kümmernis bestimmten Existenz quasi über den Wolken zu verbringen, weil man keinen festen Boden unter den Füßen mehr erträgt -
Was ist dann eigentlich die Frage?

(Heute wird das nichts mehr.)

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